Eine ursprüngliche Sprache

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5/11/2024

Meine Mutter sagte: Diesem Mädchen jucken die Füße, wenn sie Musik hört, kann sie nicht mehr still sitzen.

So war es.

Als wir nach Gießen in Deutschland zogen, bekam ich schnell einen Minijob als Aerobic-Trainerin in zwei Fitness-Studios. Ich war jedes Mal erstaunt, als ich die Zumba-Kurse sah, sie waren voll. „Deutsche tanzen gern“, sagte ich mir freudig. Und ich war erleichtert, weil ich dank der Hollywood Filmografie ein anderes Bild von den Deutschen hatte.

Als ich Zumba-Ersatz machte, traf ich viele Frauen, die mich fragten, ob ich Salsa und Bachata unterrichte. Auch das Interesse am lateinamerikanischen Tanz hat mich überrascht.

Ich dachte, wenn sie die Folklore und die Wurzeln dieser Tänze kennen würden, würden sie es sicher auch genießen und dadurch die Geschichte dieser Tänze und der Menschen ein wenig näher kommen.

Zusammen mit ein paar Freunden aus Südamerika dachten wir, da es in Gießen keine Volkstanzschulen oder ähnliches gibt, könnten wir doch eine „gründen“. Also beschlossen wir, eine Tanzgruppe zusammenzustellen. Zuerst etwas Kleines um herauszufinden, ob überhaupt Interesse besteht.

Wir begannen mit unseren persönlichen Kontakten, angefangen mit den Frauen vom Zumba- und Aerobic-Kurs. Dann an Türen klopfen, um einen Raum für die Treffen zu finden. Ein namhafter Verein in Gießen reagierte und unterstützt uns bis heute mit dem Salon und einer Bühne.

Unser erstes Tanztreffen war etwas angespannt, ich hatte ein wenig Lampenfieber, ob sich die Leute für Folklore interessieren würden. Die Teilnehmer, die an diesem ersten Tag ankamen, waren nicht nur Latinos. Wow! Es kamen Menschen vieler Nationalitäten und mein Deutsch war lange nicht so gut wie heute, ich war sehr nervös.

Alle schauten mit großer Neugier auf die Frau, die die Stunde leiten sollte. An diesem Tag entschied ich mich, mit einem Rhythmus von der peruanischen Küste zu beginnen, der auf Trommeln und Cajones basiert. Dabei handelt es sich um einen primären, universellen Rhythmus.

Es ist bekannt, dass unsere Vorfahren den Tanz als Mittel nutzten, um mit ihrer Umgebung zu kommunizieren, ihre Gefühle auszudrücken und ihre Kultur zu präsentieren. Trommeln waren die ersten Instrumente des Tanzes. Diesmal war es nicht anders. Die Trommeln begannen zu schlagen und die Leute fingen an zu tanzen. Die Körperbewegungen waren so vielfältig, dass jeder Tänzer die Musik auf einzigartige Weise zum Ausdruck brachte. Die Herausforderung bestand darin, eine Choreografie zusammenzustellen, an der jeder mit seiner besonderen Tanzweise teilnehmen kann.

Heute arbeiten wir seit einem Jahr an diesem wunderschönen Projekt, das uns verbindet und uns mit der universellen Sprache der Bewegung vereint. Ob es sich dabei um lateinamerikanische, europäische oder asiatische Rhythmen handelt, spielt keine Rolle, die 40 Tänzer aus vielen Nationen, die derzeit in der Gruppe mitmachen, haben etwas gemeinsam: Wir tanzen gerne, durch den Tanz werden Grenzen durchbrochen.

Paola Breyzon de Paßberg

Tanzleiterin Purik Tanz